Digitalisierung im Mittelstand: Warum der Wandel nicht an der Technologie scheitert

Digitalisierung gilt als eines der zentralen Themen der Unternehmensentwicklung im 21. Jahrhundert. Doch während Tools, Plattformen und Systeme in immer kürzeren Zyklen weiterentwickelt werden, bleibt der digitale Fortschritt im deutschen Mittelstand oftmals hinter den Möglichkeiten zurück. Die Gründe dafür sind nicht technischer, sondern kultureller Natur. Dieser Artikel geht der Frage nach, warum Digitalisierung im Mittelstand oft scheitert – und wie sie gelingen kann, wenn man sie als ganzheitlichen Veränderungsprozess versteht.

1. Was bedeutet Digitalisierung überhaupt?

Der Begriff "Digitalisierung" wird häufig missverstanden. Zu oft reduziert sich die Vorstellung darauf, analoge Prozesse durch digitale Tools zu ersetzen. Dabei umfasst Digitalisierung weit mehr:

Die Digitalisierung ist kein IT-Projekt, sondern ein tiefgreifender Eingriff in Struktur, Kultur und Denkweise eines Unternehmens.

2. Der Status quo im Mittelstand – zwischen Investitionsbereitschaft und Verunsicherung

Laut Studien (z. B. IfM Bonn, Bitkom, KfW) investieren viele Mittelständler in digitale Infrastruktur – ERP-Systeme, Cloud-Lösungen, CRM-Tools. Doch der digitale Reifegrad bleibt gering:

Fallbeispiel: Ein metallverarbeitender Betrieb hatte ein neues ERP-System eingeführt, ohne die Produktionsleiter in die Prozessdefinition einzubinden. Ergebnis: Widerstand, ineffiziente Nutzung und Parallelführung alter Excel-Tabellen.

3. Die kulturelle Barriere – das unsichtbare Hindernis

Die zentrale Ursache für das Scheitern vieler Digitalprojekte liegt in der Unternehmenskultur. Digitalisierung bedeutet Kontrollverlust, neue Rollenbilder und Unsicherheit. Typische Blockaden:

Typische Symptome:

Phalanx-Erfahrung: In Transformationsprojekten arbeiten wir mit interdisziplinären Workshops, um kulturelle Muster sichtbar und veränderbar zu machen.

4. Digitalisierung als Change-Projekt denken

Wer Digitalisierung erfolgreich gestalten will, muss sie als organisationalen Wandel begreifen. Das erfordert:

Beispiel aus der Praxis: In einem mittelständischen Dienstleistungsunternehmen wurde die Einführung eines neuen Ticket-Systems als gemeinsames Projekt von IT, Kundenservice und Vertrieb umgesetzt. Die Folge: hohe Akzeptanz, schnelle Effizienzgewinne und Innovationsimpulse aus den Teams.

5. Erfolgsfaktoren für nachhaltige Digitalisierung

a) Führung
Digitalisierung braucht eine Führung, die Orientierung gibt, Rückhalt bietet und exemplarisch vorangeht. Besonders wichtig:

b) Rollen & Verantwortlichkeiten
Ohne klare Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnisse verpuffen viele Digitalprojekte. Rollen wie "Product Owner" oder "Digital Lead" müssen mit Kompetenz und Autorität ausgestattet sein.

c) Technologische Architektur
Eine saubere, skalierbare Systemarchitektur ist notwendig – aber keine Garantie für Erfolg. Wichtiger ist, wie Technologie in den Alltag integriert wird.

d) Datenkompetenz
Viele Unternehmen haben Daten, nutzen sie aber nicht. Datenkompetenz muss aufgebaut, gepflegt und strategisch verankert werden.

6. Der Mensch im Mittelpunkt – Digitalisierung als Empowerment

Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Sie soll Menschen befähigen, besser, schneller und kreativer zu arbeiten. Dazu braucht es:

Fallbeispiel: Ein Kunde führte eine digitale Projektmanagement-Software ein – jedoch nicht zur Überwachung, sondern als Unterstützung für selbstorganisierte Teams. Ergebnis: höhere Motivation, schnellere Durchlaufzeiten, bessere Planbarkeit.

7. Digitale Tools – vom Rollout zum gelebten System

Ein Rollout ist kein Erfolg, solange die Nutzung nicht tief verankert ist. Erfolgsindikatoren:

Phalanx-Tipp: Digitale Tools sollten immer mit Prozess-Coaching begleitet werden – für echtes Ownership bei den Mitarbeitenden.

8. Die Rolle externer Partner – Impulsgeber, Übersetzer, Sparringspartner

Externes Know-how kann helfen, Betriebsblindheit zu überwinden und neue Perspektiven einzubringen. Entscheidend ist:

Phalanx-Ansatz: Wir verbinden Change-Expertise mit Digitalverständnis – und setzen auf aktivierende Workshops, strukturierte Implementierung und klare Zielpfade.

9. Erfolg messen – aber wie?

Neben klassischen KPIs (z. B. Durchlaufzeiten, Prozesskosten, Nutzungsquoten) zählen auch qualitative Indikatoren:

Eine kontinuierliche Messung schafft Transparenz und fördert Nachsteuerung.

Fazit: Digitalisierung braucht Haltung, nicht nur Hardware

Wer Digitalisierung im Mittelstand wirklich will, muss bereit sein, sich mit Denkweisen, Machtstrukturen und Gewohnheiten auseinanderzusetzen. Technologie ist der Auslöser – aber der eigentliche Wandel beginnt beim Menschen.

Handlungsempfehlungen:


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Dieser Beitrag ist Teil unserer Serie „Transformation verstehen – gestalten – umsetzen“.

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